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Eine Innenstadt für Menschen,
nicht für Autos!
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Ljubljana macht es vor. Seit 2007 ist die historische Innenstadt der slowenischen Hauptstadt für Autos gesperrt. Rund um den zentralen Prešeren-Platz und entlang des Flusses sind alle Straßen nur zu Fuß oder per Rad zu überqueren. Ein großer Parkplatz wurde in einen Park verwandelt, wo jetzt Festivals und Konzerte veranstaltet werden. Zuletzt wurde eine der Hauptverkehrsadern, die Slovenska cesta, gekappt und ist ebenso nur noch für Fußgänger, Radfahrerinnen und Busse benutzbar.
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Auch Barcelona hat Autos aus einigen Stadtvierteln radikal verbannt, Houten gilt als autofreie Modellstadt und Gent in Belgien verfügt über die größte autofreie Zone Europas. Das muss auch für Salzburg keine Utopie bleiben. Denn die Mozartstadt ist mit ihren kurzen Wegen, die überwiegend auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sind, eigentlich prädestiniert dafür, ohne Autoverkehr auszukommen.
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Umsetzen statt nur hübsch aufzählen
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Doch in Salzburg hat sich in den letzten fünf Jahren ÖVP-Verkehrspolitik nichts bewegt, in Richtung autofreie Innenstadt. Auch im Regierungsprogramm festgeschriebene Pläne wurden nicht umgesetzt. Jetzt gibt es aber neue Mehrheiten. SPÖ, KPÖ und grüne Bürgerliste müssen nun zeigen, dass sie ihre Vorhaben umsetzen und sie nicht nur im Arbeitsprogramm hübsch aufzählen. Die überfällige Begegnungszone zwischen Neutor und Haus der Natur kann nur ein Anfang sein. Dass auch der Rot-Kreuz-Parkplatz aufgelöst werden soll und einem Park weichen soll, ist zu begrüßen.
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Doch auch auf der anderen Seite der Salzach braucht es Maßnahmen für mehr Verkehrsberuhigung. Pläne dazu stehen zumindest schon im Arbeitsübereinkommen der neuen linken Regierung. So wird angestrebt, den Bus Terminal in der Paris Lodron Straße aufzulassen. Damit würden die Busse, voll mit Tagestouristen, nicht mehr im Andräviertel im Kreis fahren, bis sie ihren Timeslot haben, um Menschen aussteigen zu lassen oder abzuholen. Stattdessen könnte hier ein Rad-Highway in beide Richtungen entstehen. Damit wäre die Linzergasse von Rädern in der Fußgängerzone entlastet und auch eine echte Begrünung der Straße möglich, statt der vier dünnen Bäumchen in Betontrögen, die derzeit ein trauriges Bild abgeben.
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Baustellen-Zeitfenster nutzen
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Mit dazu könnte man auch gleich die Franz-Joseph-Straße, die aktuell sowieso durch eine Baustelle lahmgelegt wird, autofrei machen. So wie es Barbetreiber Philipp Zezula gefordert hat. Zezula drohte gar damit, die Academy Bar zu schließen und den Standort zu wechseln, sollte bis 1. Juni die Straße nicht autofrei sein. Ein Bluff wie sich nun herausstellte: Die beliebte Bar ist weiter da, die Autos leider auch. Doch zur Diskussion hat die Forderung jedenfalls angeregt.
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Es braucht nun politischen Mut, Schritte zu setzten für eine Innenstadt für Menschen und nicht für Autos. In Ljubljana hat der verantwortliche Stadtplaner auf langwierige Diskussionen oder gar Bürgerbefragungen verzichtet. Stattdessen hat er das optimale Zeitfenster genutzt: Wegen Bauarbeiten wurde der Verkehrsfluss bereits umgeleitet. Als die Straße komplett autofrei wurde, setzte der Gewöhnungseffekt ein und die Proteste blieben aus.
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Diese Chance kann auch Planungsstadträtin Anna Schiester (Bürgerliste) nutzen. Die aktuelle Baustelle in der Franz-Josef-Straße eignet sich ebenso wie die weit länger andauernde Neutorsperre aufgrund der Sanierungsarbeiten beim Großen Festspielhaus. Sind die Bagger erst einmal abgezogen, sollten auch die Autos nicht mehr zurückkommen.
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In der neuen Werkspost spricht Stefanie Ruep mit
Phil Zezula, von der academy über die autofreie Stadt.
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- 62 Prozent der Menschen in Salzburg sind bereits mit dem Rad, zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs. Der Autoanteil bei den täglichen Wegen ist mit 37 Prozent jedoch noch am größten. 23 Prozent gehen zu Fuß, 23 Prozent benutzen das Fahrrad und nur 16 Prozent öffentliche Verkehrsmittel. Das zeigt die aktuelle Erhebung des Landes Salzburg zum „Modal Split“.
- Der Verkehr ist laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) für 40 Prozent der versiegelten Fläche in Salzburg verantwortlich. Damit kann der Verkehr einen großen Beitrag zur Entsiegelung leisten - insbesondere bei Parkplatzflächen, aber auch durch Rückbau überbreiter Straßen.
- 1952 wurde der Residenzplatz autofrei. Bereits zwei Jahre später wurde darüber diskutiert, den Autoverkehr komplett aus der Altstadt zu verbannen. Das stieß auf massive Ablehnung der Wirtschaft. Seit 2010 unterbinden Poller die Einfahrten in die Fußgängerzone in der Salzburger Altstadt.
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