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Mehr öffentliche Toiletten
in Stadt und Land!
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Salzburg braucht mehr öffentliche Toiletten. Jüngste Bemühungen der Stadt sind ein erster Schritt. Toiletten können nicht nur Städte lebenswerter machen, sondern auch das Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel erleichtern. Trotzdem fehlen sie ab dem Stadtrand an Haltestellen oft gänzlich.
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Die Landeshauptstadt baut seit Herbst das Angebot an öffentlichen Toiletten aus. Dazu wird gerade eine WC-Strategie fertiggestellt. Derzeit gibt es 35 klassische Toilettenanlagen mit Kanalanschluss. An der Salzach gibt es in der Innenstadt aber nur jene am Ferdinand-Hanusch-Platz. Im Winter müssen 20 Prozent der Toiletten schließen, da eine Heizung der Wasserrohre fehle. Da Neubauten kostspielig und langwierig seien, setzt man vor allem auf alternative Klo-Konzepte.
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Ohne Wasser- und Stromanschluss kommt die Trockentoilette „Öklo“ aus. Statt Chemikalien werden Sägespäne nachgeschüttet, die Gerüche binden. Zehn barrierefreie Holzhäuschen wurden seit Herbst aufgestellt, eines davon in der Josefiau beim Überfuhrsteg. 2022 scheiterten Pläne für Öklos am Salzachufer unter anderem an den Bestimmungen für das Weltkulturerbe. Mit dem Konzept der „Netten Toilette“ wurde eine schnell umsetzbare WC-Möglichkeit für die Innenstadt gefunden. Zwölf Lokalbetreiber*innen stellen kostenlos ihre Toiletten zur Verfügung. Dafür bekommen sie eine Aufwandsentschädigung von rund 200 Euro monatlich. Bestehende Infrastruktur werde genutzt und Lokalbetreiber*innen könnten neue Kund*innen gewinnen. Im Laufe des Jahres sollen weitere Nette Toiletten folgen.
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Toiletten sind unverzichtbare Infrastruktur
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Die Alternativen sind ein wichtiger erster Schritt, aber wortwörtlich nur eine Notlösung. Öklos fehlt ohne Anschlüsse Wasser zum Händewaschen. Viele Lokale der Netten Toilette sind nicht barrierefrei und man ist an deren Öffnungszeiten gebunden. Um das Kloproblem langfristig zu lösen, kommt die Stadt nicht darum herum, selbst Anlagen zu bauen. Das sei weiterhin geplant. Derzeit werde ein Klo unterhalb der Müllner Schanze nicht unweit der Salzach gebaut, das dieses Jahr öffnen soll. Ein weiteres Problem ist die dürftige Toilettenbeschilderung. Im Frühjahr soll eine Plakatkampagne der Stadt starten.
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Ab dem Stadtrand sind öffentliche Toiletten Mangelware. Besonders problematisch wird das beim Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel. Zugtoiletten sind häufig defekt. Busse und Lokalbahn haben gar kein Klo. Mehr als 60 Prozent der ÖBB-Bahnhöfe in Salzburg haben kein Fahrgastklo, so auch der Bahnhof Salzburg Süd in Elsbethen. Dabei halten hier Nah- und Fernverkehr. Auch der neugebaute Ski-WM-Bahnhof Maishofen-Saalbach wurde ohne WCs fertiggestellt. Laut ÖBB würden diese erst ab 1000 Zu- und Ausstiegen pro Tag errichtet.
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Auf die Toilette zu gehen, ist ein Grundbedürfnis, das kostenlos sein sollte. Zu wenige WCs schränken die Bewegungsfreiheit ein. Laut der Medizinischen Kontinenzgesellschaft sind mehrere hunderttausend Menschen in Österreich von Blasenschwäche betroffen. Barrierefreie Toiletten sind darüber hinaus für alle geheingeschränkten Personen unverzichtbar. Für wohnungslose Menschen sind WCs ein essenzieller Ort der Körperpflege. Taxi-, Bus- oder Postfahrer*innen brauchen Toiletten, die durchgehend geöffnet sind.
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Laut der Firma Öklo sind Gemeinden nicht verpflichtet, öffentliche Toiletten bereit zu stellen. Wer sein Geschäft in der Öffentlichkeit verrichtet, macht sich aber strafbar. Umso wichtiger ist es, dass Gemeinden in Stadt und Land Toiletten als unverzichtbaren Teil der Infrastruktur fördern.
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In der neuen Werkspost spricht Flora Platzer
die das Projekt Nette Toilette abwickelt.
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- 35 Toiletten in der Stadt Salzburg sind klassische Anlagen mit Kanalanschluss, davon sind 29 barrierefrei. Außerdem gibt es 10 angemietete Öklos. Salzburg ist die erste Stadt Österreichs, die sich mit zwölf Netten Toiletten dem Konzept anschließt, das die deutsche Stadt Aalen erfunden hat. Eine Karte mit öffentlichen Toiletten in der Stadt Salzburg findet man unter: https://www.stadt-salzburg.at/wc-anlagen. Für das Land Salzburg gibt es keine offizielle Übersichtskarte.
- Im Schnitt kostet das Errichten einer neuen Toilette die Stadt Salzburg 160.000 Euro. Ein angemietetes Öklo kostet rund 19.200 Euro im Jahr, eine „Nette Toilette“ durchschnittlich 2.400 Euro.
- Die Salzburger Lokalbahn bedient 30 Haltestellen. An 6 davon werden Toiletten bereitgestellt. Derzeit gibt es in den Zügen noch keine Toiletten. Ab 2027 soll sich das ändern. 60 Verkehrsstationen betreiben die ÖBB in Salzburg. Davon sind 24 mit Toiletten ausgestattet.
- 2021 wurden 330 Salzburger*innen in der „Stillen-Örtchen-Umfrage“ befragt. 87% der Befragten sprachen sich für eine bessere Beschilderung aus. Kritisiert wurden unter anderem fehlende Toiletten an der Salzach oder auf den Stadtbergen sowie in Randbezirken.
- Ursprünglich war für das WC bei der Müllner Schanze geplant, es beim Spielplatz oberhalb der Müllner Kirche in den Berg hineinzubauen. Das hätte eine halbe Million Euro gekostet. Die jetzt durchgeführte Sanierung einer Kaverne an der Müllner Hauptstraße, die früher eine Toilettenanlage war, soll 230.000 Euro kosten.
- Klo:lektiv nennt sich ein Zusammenschluss deutscher Wissenschaftlerinnen, die Toiletten stärker in wissenschaftliche und politisch Debatten einzubringen wollen. Sie kritisieren unter anderem die ungleiche Behandlung von Männern und Frauen. Männer können Pissoirs meist kostenlos benutzen. Frauen hingegen müssen für die Toilette oft zahlen.
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