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1 Jahr Cannabis-Teillegalisierung in Deutschland
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In Salzburg raucht es sich kriminell!
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Den meisten ist wohl bekannt: In Österreich kifft es sich nicht ganz so frei wie in den Niederlanden, Malta und seit einem Jahr nun auch Deutschland. Das illegal Halten von Cannabis reicht aber der Politik, vor allem der Salzburger Landesregierung, mal so gar nicht. Panisch wurden zum April 2024 die Grenzen zu Bayern streng kontrolliert, man hatte Angst vor Cannabisschmuggel nach Salzburg. Dabei stellt sich die Frage: Hat man überhaupt mitbekommen, dass Handel und Verkauf von Cannabis gar nicht legalisiert wurden?
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Legalisierung in Deutschland
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Knapp ein Jahr ist vergangen, seit Deutschland Cannabis entkriminalisiert hat, indem eine Teillegalisierung umgesetzt wurde. Anders als bei den Einstiegsdrogen Nikotin und Alkohol gibt es für Cannabis mehr Regelungen als nur ein Mindestalter von 18 beziehungsweise 16 Jahren bei Bier und Wein. So ist Cannabis nicht für den spontanen und in der Menge grenzenlosen Kauf in Supermärkten, Tankstellen und Co. erhältlich, sondern lediglich für Mitglieder sogenannter SocialClubs, welche pro Mitglied maximal 50 Gramm im Monat ausgeben dürfen. Weiters müssen Mitglieder ihren Wohnsitz in Deutschland gemeldet haben, andernfalls ist es neben dem privaten Anbau unmöglich auf legalem Weg an Cannabis zu kommen.
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Trotz der strengen Teillegalisierung Deutschlands hatte die Politik Österreichs Angst vor Drogentourismus oder auch einer potenziellen Epidemie an Schmuggelcannabis, vor allem an den Grenzregionen zu Deutschland — dementsprechend auch Salzburg. Die Maßnahme der Salzburger Polizei also: strengere Grenzkontrollen. Dass diese Befürchtungen unbegründet und die Maßnahmen somit vollkommen unnötig waren, zeigte sich bereits kurz nach der Legalisierung in Deutschland. Es kam nämlich, wenig überraschend, zu keinem Drogentourismus und geschmuggelt wurde auch nach Salzburg nicht mehr Cannabis als vor der deutschen Gesetzesänderung.
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Populismus und kaum Fakten
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Unabhängig davon, welche Position gegenüber Cannabis vertreten wird, es handelt sich um eine Droge. Ebenso wie Nikotin und Alkohol lässt sich Cannabis den Rauschmitteln zuordnen. Ein erheblicher Unterschied aber, während in Österreich jährlich tausende Menschen an Folgen von Alkohol- und Nikotinkonsum sterben, gibt es keinen Fall in dem eine Cannabisüberdosierung zum Tod geführt hat. Untersucht, ob eine Überdosierung überhaupt zum Tod führen kann, hat ein britisches Forscherteam in der Studie „Can cannabis kill? Characteristics of deaths following cannabis use in England (1998–2020)“. Warum wird Cannabis dennoch so heftig diskutiert?
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Die Jugend muss vor Cannabis geschützt werden, so argumentiert Marlene Svazek (FPÖ), Landeshauptfraustellvertreterin Salzburgs, gegen eine Legalisierung. Dass Jugendschutz wichtig ist, stimmt in jedem Fall. Nur wäre eine Legalisierung ab dem 18. Lebensjahr oder höher, nichts zu den Gefahren, welche der bereits existierende Schwarzmarkt birgt, sondern viel mehr die Lösung. Am Schwarzmarkt wird die Kundschaft vermutlich nicht nach dem Ausweis gefragt und ob man wirklich reines Cannabis erhält oder mal etwas Gestrecktes dabei ist, erfährt man dann wohl meist zu spät. Wem es um das Wohlergehen der Jugend geht, setzt sich für die Legalisierung und einen kontrollierten Zugang ein.
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In der neuen Werkspost spricht Lukas Oberauer mit Eckhart Falkensteiner von der Suchthilfe Salzburg über 1 Jahr Cannabis Legalisierung in Deutschland und die Erfahrung der Suchthilfe mit Cannabis im Allgemeinen.
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- Mit dem 1. April 2024 hat die damalige deutsche Ampelregierung bestehend aus der SPD, FDP und dem Bündnis 90/Die Grünen Cannabis teillegalisiert. Somit ist der Besitz und Anbau von bis zu drei Cannabispflanzen pro Person und maximal 50 Gramm legal. Der erste offizielle Plan hierzu wurde im Oktober 2022 vorgestellt und zielte auf die Entkriminalisierung des Konsums für Erwachsene ab, sowie auf besseren Gesundheits- und Jugendschutz.
- In Österreich ist Cannabis bundesweit durch das Suchtmittelgesetz (SMG) geregelt. Während der Besitz, Anbau und Konsum von Cannabis grundsätzlich strafbar ist, kann man Cannabispflanzen anbauen, solange diese nicht blühen, da sich erst dann der Wirkstoff THC, welcher für den Rausch verantwortlich ist, entwickelt.
- THC (Tetrahydrocannabinol) ist der Hauptwirkstoff von Cannabis und verantwortlich für die psychoaktive Wirkung. Das zentrale Nervensystem wird dabei beeinflusst, indem der Stoff sich an das körpereigene Endocannabinoid-System genauer an die CB1 und CB2- Rezeptoren bindet. Die Wirkung von THC kann euphorisierend, appetitanregend, schmerzlindernd, sedierend und auch psychoaktiv sein indem zum Beispiel die Wahrnehmung verändert wird. Nebenwirkungen können kurzfristige Gedächtnisprobleme oder erhöhte Herzfrequenz sein. Langfristig können aber auch Psychosen, Depressionen oder Angststörungen auftreten.
- Die Studie “Can cannabis kill? Characteristics of deaths following cannabis use in England (1998–2020”) wurde im Journal of Phsychopharmacology veröffentlicht. Ziel der Studie war es herauszufinden, ob eine Cannabisüberdosierung zum Tod führen kann, dabei wurden Daten über eine Zeitspanne von über 20 Jahren gesammelt und untersucht. Insgesamt wurden 3.455 Todesfälle analysiert, bei 136 Fällen wurde ausschließlich Cannabis nachgewiesen bei den anderen wurden im Schnitt drei bis sieben weiter Drogen nachgewiesen. Die Studie kommt zum Schluss das bei lediglich einem der Fälle nur Cannabis als unmittelbarer Todesgrund genannt werden kann, bei den anderen 135 handelte es sich unter anderem um Verkehrsunfälle oder Selbstverletzung. Fazit der Studie: Risiko einer Cannabisüberdosis sei zu vernachlässigen.
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