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Kurzstreckenflüge in der Klimakrise
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Durchstarten ohne Flughafen
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Man kann nur den Kopf darüber schütteln, dass in Zeiten der Klimakrise die Wiedereinführung von Kurzstreckenflügen zwischen Salzburg und Wien gefordert wird. Stattdessen sollten wir darüber reden, welche Vorteile Salzburg hätte, würde der Flughafen aufgelassen werden. Anstelle von Lärm und Abgasen könnten mehr Wohnungen sowie Arbeitsplätze entstehen.
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Kurzstreckenflüge sind eines der klimaschädlichsten Fortbewegungsmittel. Trotzdem steht der Einsatz für den Flug Salzburg-Wien im Regierungsübereinkommen der schwarz-blauen Salzburger Landesregierung. Die Flugverbindung nach Wien wird von Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung und zuletzt auch der Salzburger SPÖ immer wieder gefordert.
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Im März 2020 mussten die Austrian Airlines, kurz AUA, alle Inlandsflüge unter 300 Kilometer streichen, wenn die Strecke in drei Stunden mit dem Zug zurückgelegt werden kann. Das war die Bedingung für 450 Millionen Euro, die der Bund zahlte, um die durch die Coronakrise geschwächte Fluggesellschaft vor dem Konkurs zu retten. Neben der Verbindung zwischen Wien und Salzburg wurde auch jene nach Linz gestrichen. Graz und Klagenfurt könnten folgen, sobald die Bahnverbindung ausgebaut ist.
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Die Kürzung der AUA-Flüge war nur ein inkonsequenter Minimalschritt. Andere Airlines dürfen die Strecken weiterfliegen. Laut dem deutschen Statistischen Bundesamt gelten Distanzen bis 1000 Kilometer als Kurzstreckenflug. 2022 verursachten Inlandsflüge laut dem Umweltbundesamt im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln die meisten CO2-Emissionen pro Personenkilometer. Das sind mehr als ein Auto oder Langstreckenflug und über 40-mal so viel wie der Zug. Starts und Landungen verbrauchen viel Treibstoff.
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Seit 2017 ist Salzburg Teil des sogenannten AIRail-Angebots von ÖBB und AUA. Man kauft Zug- und Flugticket in einem. Bei Verspätungen wird kostenlos auf eine Anschlussverbindung umgebucht. Von Salzburg nach Wien Schwechat fährt meist stündlich ein Direktzug in unter drei Stunden. So schnell ist nicht einmal das Auto. 2024 nutzten rund 3,1 Millionen Reisende in Österreich das Angebot. Der Flughafen München ist nur zweieinviertel Zugstunden entfernt. Dass viele Flugreisen ohnehin durch Onlinemeetings ersetzt werden können, hat uns die Coronakrise gezeigt.
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Gedankenspiel Flughafenauflassung
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Nach Wien fliegen die meisten Flugzeuge in Österreich Salzburg an. Über 300 Starts und
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Landungen verzeichnete der Flughafen an einem der stärksten Reisetage im Februar. Flugzeuge verursachen nicht nur Treibhausgase und Lärm, sie brauchen auch viel Platz. 175 Hektar umfasst der Salzburger Flughafen. Dringend benötigter Wohnraum könnte dort entstehen.
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Das Gedankenspiel um die Auflassung des Flughafens hat 2014 der Umweltaktivist Erik Schnaitl mit einer Postkartenkampagne angeregt. 2015 erschien außerdem eine verkehrswissenschaftliche Diplomarbeit von Elisabeth Zeller, die eine mögliche Andersnutzung als Beispiel durchrechnete. Über 6300 Wohnungen und 8400 Arbeitsplätze könnten entstehen. Derzeit arbeiten am Flughafen 1300 Menschen. Die 105 Millionen Euro teure Sanierung des Flughafenterminals 2027 würde man sich ebenso sparen.
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Dass solche Vorschläge derzeit wohl Gedankenspiele bleiben, verwundert nicht. Selbst das Einschränken von Kurzstreckenflügen als minimale Klimaschutzmaßnahme wird angefochten. Statt sich an ewiggestrigen Forderungen festzuklammern, sollte die Salzburger Politik eine zukunftsfähige, lebenswerte Stadtentwicklung fördern.
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In der neuen Werkspost spricht Flora Platzer mit
(Verein Fairkehr) über den Flughafen Salzburg.
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- 2024 verursachte der Flugverkehr in Österreich laut dem Verkehrsclub Österreich 2,97 Millionen Tonnen Treibhausgase. Nur 2019 wurden mit 2,99 Millionen Tonnen mehr Emissionen ausgestoßen.
- Über 1,7 Millionen Passagier*innen beförderte der Flughafen Salzburg im vergangenen Jahr. 54 395 Flugbewegungen gab es. Dabei sind einzelne Manöver bei Schulungsflügen eingerechnet. Neben Charter- und Linienflügen entfallen 73,6 Prozent davon auf die allgemeine Luftfahrt, die etwa Militär-, Schulungs-, aber auch Privatjetflüge beinhaltet.
- Der Flughafen gehört zu 75 Prozent dem Land Salzburg und zu 25 Prozent der Stadt. Die Gewinnausschüttung betrug 2023 rund 3,4 Millionen Euro.
- Die Postkartenkampagne von Erik Schnaitl findet man unter: https://www.derstandard.at/story/2000001389125/salzburgerwohnbau-statt-flughafen-flughafengelaende
- Die Diplomarbeit von Elisabeth Zeller „Salzburg ohne Flughafen - ein Gedankenspiel“ am Institut für Verkehrswissenschaften der Technischen Universität Wien ist hier abrufbar: https://repositum.tuwien.at/handle/20.500.12708/5027
- Geht es nach einem aktuellen Kompromissentwurf der EU-Länder soll es weitere 20 Jahre keine EU-weite Kerosinsteuer geben. Laut VCÖ wurde der Flugverkehr in Österreich 2024 durch eine fehlende Mineralölsteuer auf Kerosin in der gewerbsmäßigen Luftfahrt mit rund 570 Millionen Euro steuerlich begünstigt.
- Laut einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Integral im Auftrag von Greenpeace sprachen sich 2023 rund 61 Prozent der Österreicher*innen für ein Verbot von Privatjets, 79 Prozent für eine Kerosinsteuer und 70 Prozent für ein Verbot von Kurzstreckenflügen aus, wenn es leistbare Zugverbindungen mit angemessener Reisezeit gibt.
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