Werkspost – der politische Salzburg-Kommentar
Neues Pfandsystem 2025

Einwegpfand ist nur der Anfang

Österreich führt endlich Pfand auf Einwegflaschen ein. Solange wir Verpackungen nur einmal verwenden, ist es das Mindeste, die Rohstoffe auch zu verwerten. Für Müllvermeidung muss die klimafreundlichste Verpackungsform gestärkt werden: regionales Mehrweg.
Eine Werkspost von:

Flora Platzer

25. Dezember 2024
Was in Ländern wie Deutschland seit 20 Jahren gang und gäbe ist, kommt 2025 auch in Österreich an: Pfand auf Einwegflaschen. Wer eine Dose oder Flasche mit dem Pfandsymbol kauft, bekommt beim Zurückgeben 25 Cent. Wichtig ist, dass die Flasche nicht zerdrückt und das Etikett lesbar ist. Zurückgeben kann man sie überall, wo die Produkte erhältlich sind. Milch, Sirup oder Tetra Paks bekommen kein Pfand. Bis Ende 2025 dürfen Restbestände ohne Pfand verkauft werden.

Hintergrund sind EU-Vorgaben. 2030 müssen PET-Falschen zu 30 Prozent aus recyceltem Kunststoff bestehen. 2029 sind 90 Prozent der Plastikflaschen getrennt für Recycling zu sammeln. Derzeit kommt Österreich nur auf 70 Prozent. Ab 2025 müssen 55 Prozent aller Plastikverpackungen recycelt werden. Das ist doppelt so viel wie Österreich derzeit schafft. Für jede nicht getrennte Tonne drohen 800 Euro Strafe, die an die EU zu zahlen sind.

Plastik- und Metallverpackungen ohne Pfand landen im Gelben Sack oder in der Gelben Tonne. Österreichweit kommt das System 2025. In Salzburg existiert es bereits seit 2023. Die Umstellung war alles andere als reibungslos, weil zu spät und nur spärlich informiert wurde. Laut Recycling Pfand Österreich, das für die Abwicklung zuständig ist, beginnt die Informationskampagne für Einwegpfand erst im neuen Jahr, also ebenfalls wieder nach Einführung des Systems.

Wirtschaftskammer und Würstelstandler*innen befürchteten, dass die Rücknahme von Pfand kleine Betriebe in ihrer Existenz bedroht. Dabei müssen Betriebe ohne Rücknahmeautomat nur Verpackungsarten in handelsüblichen Mengen nehmen. Sobald sich zwei Geschäfte mit einem Supermarkt in unmittelbarer Nähe einigen, müssen sie gar nichts zurücknehmen.

Durch das Pfandsystem wird mehr hochwertiges Plastik gesammelt und mehr Platz im Gelben Sack frei. Sortieranlagen können das, was ankommt, besser trennen. Außerdem landet weniger Müll in der Natur, wenn man beim Zurückgeben Geld bekommt.

Regionales Mehrweg fördern
Bereits 2008 legte die EU eine Abfallhierarchie fest. Abfall muss vermieden, wenn das nicht möglich ist, wiederverwendet werden. Das passiert bei Mehrweg. Erst an dritter Stelle stehen Recycling und Einwegsysteme.

Mehrwegflaschen aus Plastik können 25-mal, Flaschen aus Glas 50-mal, wiederbefüllt werden. Reinigen verbraucht weniger Energie als Einschmelzen. Aber der Transportweg ist entscheidend. Laut einer Studie der Deutschen Umwelthilfe darf Mehrweg nur bis zu 600 Kilometer transportiert werden, damit es weniger CO2 als Einweg ausstößt. Hier setzen sogenannte standardisierte Poolflaschen an, die der nächstgelegene Abfüller nutzen kann. 2023 betrug der Anteil an Mehrwegflaschen knapp 20 Prozent. In den 90er Jahren war es das Vierfache. Die Bundesregierung führte 2024 wieder eine verpflichtende Mehrwegquote ein, die sich 2025 erhöht.

Einwegpfand ist wichtig, um Rohstoffe wiederzuverwenden. Das ist aber nur das Aufholen von Versäumnissen der letzten Jahrzehnte. In Sachen Kreislaufwirtschaft braucht es als nächsten Schritt den Ausbau von Mehrwegsystemen. Bedeutet Mehrweg dabei nicht mehr Transportweg, sondern regionales Auffüllen, hat man die klimafreundlichste Verpackungsform gefunden, wenn es überhaupt eine braucht.

In der neuen Werkspost spricht Flora Platzer mit

Nicole Berkmann, Unternehmenssprecherin bei SPAR.

Infobox:
  • Die Single Use Plastics Directive” (Einwegkunststoff-Richtlinie) der EU trat 2019 in Kraft und ist die Grundlage für die 2023 beschlossene Einwegpfandverordnung der Bundesregierung.
  • 2018 wurden laut dem österreichischen Umweltbundesamt bei Reinigungsaktionen durch Gemeinden, Abfallwirtschaftsverbände und andere Organisationen rund 1000 Tonnen Müll in der Natur eingesammelt. Das Wegwerfen von Müll im öffentlichen Raum wird auch als Littering bezeichnet.
  • Laut einer aktuellen Umfrage im Auftrag von Recycling Pfand Österreich sprechen sich rund 80 Prozent der Bevölkerung für die Einführung eines Einwegpfandes aus.
  • Das Einwegpfandsystem finanziert sich aus dem Verkauf der recycelten Stoffe, einer Produzent*innengebühr und dem Pfandschlupf. Letzterer meint das Geld, das übrigbleibt, wenn Konsument*innen Flaschen zwar gekauft aber nicht zurückgebracht haben.
  • Die 2021 beschlossene Mehrwegquote gilt verpflichtend für Geschäfte mit einer Verkaufsfläche über 400 Quadratmetern. Entweder ein gewisser Prozentsatz der verkauften oder der angebotenen Produkte muss Mehrweg sein. 2024 mussten 35 Prozent der Verkaufsstellen die Quote einhalten, ab 2025 sind es 90 Prozent, 2026 alle. Damit sollen bis 2030 30 Prozent der in Österreich verkauften Getränke wieder Mehrwegflaschen sein.
  • Die häufigsten Fragen und Antworten zum Einwegpfandsystem finden sich auf der Homepage der zentralen Stelle „EWP Recycling Pfand Österreich gGmbH“. Dort kann man vorab die Informationskampagne und das offizielle Pfandsymbol sehen.
  • Auf der Seite der Initiative „Österreich sammelt“ findet man außerdem Trennanleitungen, was in den Gelben Sack/die Gelbe Tonne oder andere Müllbehälter gehört.

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