Werkspost – der politische Salzburg-Kommentar
Konsumfreie Räume

Laptopverbote in Lokalen - Konsumfreie Orte fehlen!

Die Laptopverbote von Lokalbetreiber*innen zeigen, dass es zu wenig konsumfreie Arbeitsräume gibt. Das trifft nicht nur Studierende. Es ist Aufgabe der Stadt, Orte zu schaffen, an denen jede*r arbeiten kann, ohne zahlen zu müssen. Vielversprechend könnte die Zusammenarbeit mit der Universität sein.
Eine Werkspost von:

Flora Platzer

25. Juni 2025
Ob Student*in, Selbständige*r oder Angestellte*r, wer daheim nicht in Ruhe arbeiten kann, oder einen Tapetenwechsel braucht, dem kommen gemütliche Cafés gelegen. Immer öfter findet man dort aber vor allem in Uni-Nähe Schilder mit durchgestrichenem Computer darauf. Seit Herbst hat ein Grazer Gastronom das Nutzen von Laptops verboten, ebenso wie mehrere Cafés in Wien, Innsbruck, sowie ein Lokal in der Stadt Salzburg nahe der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät am Rudolfskai.

Eine kundenfreundliche Geste sind die Verbote nicht gerade. Manche Betreiber*innen
argumentieren, mehr Miteinander zu fördern. Statt auf den Laptop zu starren, solle das
Kaffeehaus ein Ort zum Austausch sein. Andere stört, dass man stundenlang an einem Tisch sitzt und wenig konsumiert. Auf der anderen Seite gibt es Betreiber*innen, die sich über die wiederkehrende Laptop-Stammkundschaft freuen. Ein volles Lokal sei besser als ein leeres. Egal, ob die Beweggründe teils nachvollziehbar oder einfach zum Kopfschütteln sind, die Verbote zeigen, dass konsumfreie Arbeitsorte fehlen!

Viele Studierende stecken gerade in der Prüfungsphase. Oft ziehen sich Abgaben bis in den Herbst. Laptopverbote treffen aber nicht nur Studierende. Seit der Pandemie arbeiten mehr Menschen zumindest teilweise von zuhause aus. Ebenso erleichtert das neue Telearbeitsgesetz, Homeoffice woanders hin zu verlegen.

Arbeitsort für alle fehlt
In den Sommerferien schließen die Uni-Gebäude früher und alle Uni-Bibliotheken haben am Wochenende zu. Die Studierendenräume außerhalb der Bibliotheken, wo man auch reden oder essen kann, sind eine wichtige Alternative, aber ebenso an die Gebäudeöffnungszeiten gebunden. Außerdem richten sich die Angebote in erster Linie an Studierende. Einen selbstverwalteten Ort für alle, kurz SOFA, hat die Universität Innsbruck in Kooperation mit Klimaaktivist*innen von „Erde Brennt“ geschaffen. Ist keine Veranstaltung gebucht, kann jede*r den Raum zu den Öffnungszeiten unangemeldet nutzen.

In Zeiten der Teuerung werden konsumfreie Zonen immer wichtiger. Bei Schlechtwetter oder Hitzewellen sind Innenräume unverzichtbar. Ein Platz in Co-Working-Spaces kostet oft mehrere hundert Euro pro Monat. Von konsumfreien Räumen profitiert sogar die Wirtschaft. Besucher*innen bleiben dadurch länger in Städten, was Gastronomie und Gewerbe ankurbelt.

Es braucht mehr konsumfreie Arbeits- und Austauschorte auch abseits der Unis, wo man sich ungezwungen treffen kann. Studi-Arbeitsräume können wichtige Ideen liefern, etwa auch für die Neugestaltung des Rotkreuzparkplatzes am Franz-Josefs-Kai. Diesen will die Stadt zugunsten einer konsumfreien Zone auflassen. Bürger*innen sollen im Herbst mitentscheiden. Mehr konsumfreie Räume stehen ebenfalls in der Kulturstrategie der Stadt. Auch die Uni Salzburg verpflichtet sich in ihrer Leistungsvereinbarung mit dem Bund, Begegnungsorte mit anderen Bevölkerungsgruppen zu schaffen. Packt die Stadt gemeinsam mit der Uni das Fehlen an offenen, konsumfreien Räumen an, macht das Salzburg lebenswerter und attraktiver, nicht nur für Studierende.

In der neuen Werkspost spricht Flora Platzer mit

Sonja Danner (m.) und Franziska Kinskofer (r.) vom

PLUSTRACK-Team der Uni Salzburg

über konsumfreie Räume.

Infobox:
  • 2021 wurden im Zuge der Corona-Pandemie gesetzliche Regelungen für Homeoffice eingeführt. 2025 wurden diese mit dem Telearbeitsgesetz weiterentwickelt.
  • Das Team von PLUSTRACK, dem Community Programm der Uni Salzburg, hat Cafés ausgezeichnet, wo man mit Laptop längere Zeit sitzen darf, ohne etwas bestellen zu müssen: https://plustrack.at/salzburg-mozart-kaffeehaus-und-deine-stadt-als-campus/
  • Die ÖH Salzburg bietet mit dem Frei:Raum in der Kaigasse 17 einen Ort von und für Studierende, der kostenlos fürs Lernen oder Workshops gebucht werden kann: https://www.oeh-salzburg.at/service/oeh-freiraum/
  • Seit 2019 gibt es in der Stadt Salzburg sogenannte Parklets. Dabei wird auf Parkplätzen ein temporärer, konsumfreier Ort von Bürgerinnen errichtet. Die Materialkosten trägt die Stadt. Derzeit gibt es drei Parklets in der Stadt, ein viertes ist in Planung. Ein umfunktioniertes Parklet steht derzeit auf einer Wiese vor der Natur- und Lebenswissenschaftlichen Fakultät.
  • Interessante Ideen für konsumfreie Orte liefert auch Klagenfurt: Dort gibt es im Sommer im Strandbad Maria Loretto einen „Business Beach“. Abgesehen vom Badeeintritt ist das ein konsumfreier Arbeitsplatz mit WLAN und Stromanschluss.
  • Konsumfreie Räume fehlen als Austauschort auch Kindern und Jugendlichen. Unter anderem ist dazu bereits eine Werkspost von Stefanie Ruep erschienen.

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