Werkspost – der politische Salzburg-Kommentar
Naherholung

Der Gaisberg braucht keine Seilbahn

Die längst überfällige Verkehrsberuhigung am Salzburger Hausberg ist auch ohne Millioneninvestition machbar.
Eine Werkspost von:

Thomas Neuhold

06. März 2024
Bilder sagen manchmal mehr als Worte: Als die Investorengruppe „gug drei gmbh“, die ein Riesenhotelprojekt am Gelände der ehemaligen Brauerei Guggenthal hochzieht, im November 2022 ihre Pläne für eine Seilbahn von Guggenthal auf den Gaisberggipfel vorstellte, schickte die PR-Agentur ein Foto mit. Zu sehen waren fünf Männer, die eine nichtssagende Computergrafik der geplanten Seilbahn in die Kamera hielten: vier ÖVP-Funktionäre und ein Vertreter der Betreiberfirma (siehe Infokasten unten). Ein Bild wie aus den 1970er-Jahren.

So wie das Foto aus der Zeit gefallen scheint, so ist auch das Seilbahnvorhaben ziemlich gestrig. Eine Seilbahn auf einen ohnehin gut erschlossenen Berg am Stadtrand? Wozu eigentlich? Zur längst überfälligen Verkehrsentlastung? Machen wir es an dieser Stelle kurz: Will man wirklich eine Verkehrsberuhigung am Gaisberg, hätte man das längst machen können. Die Konzepte liegen seit langem vor: Sie beginnen bei einer echten Taktverdichtung der Linie 151 auch in die Tagesrandzeiten, reichen über den Einsatz von Midibussen wie auf Post-Nebenlinien bis zur Poller- und Ampelanlage auf der Zistelalm, damit wirklich nur mehr Öffis und Wirtschaftsverkehr auf den Gipfel fahren können. Es braucht keine Seilbahn.

Querfinanzierung
Das im PR-Papier der Seilbahnplaner ins Treffen geführte Verkehrsargument schaut schon sehr nach Greenwashing aus. Das gilt übrigens auch für die Zufahrt zur Talstation; die Seilbahnmänner verweisen darauf, dass die Wolfgangsee-Bundesstraße mit den Linien 150 und 155 gut erschlossen sei. Das stimmt zwar, aber viele werden dennoch mit dem eigenen Pkw anreisen und die müssen dann ja auch irgendwo parken. Das wird ein fetter Fleck Asphalt. Oder wird es gar ein Parkhaus?

Im Wesentlichen geht es wohl darum, den Hotelstandort Guggenthal mittels Seilbahn massiv aufzuwerten. Die Investoren haben massives Interesse an der Bahn, die Öffentlichkeit weniger. Im Gegenteil: Zu befürchten ist, dass es zu einer kostspieligen Querfinanzierung durch die öffentliche Hand kommt. Im Konzept der Seilbahnbetreiber ist nachzulesen, dass diese ins Tarifsystem des Verkehrsverbundes eingebunden werden soll. Im Klartext: Via Klimaticket oder anderer Fahrkarten würde die Seilbahn mitfinanziert.
Und was machen die Menschen, die über kein Klimaticket verfügen? Bei ähnlichen Seilbahnen kosten Berg- und Talfahrten gleich einmal 25 Euro oder mehr. Das ist ein Vielfaches eines Bustickets. Der Verdacht liegt nahe, dass man den Bus zugunsten der Seilbahn auflassen möchte.

Grünlanddeklaration
Die schier endlose Liste an offenen Fragen ist damit längst nicht erschöpft. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung ist zwar nicht erforderlich, aber wie steht es eigentlich um den Natur- und Landschaftsschutz?

Und was ist mit der Stadt-Salzburger Grünlanddeklaration? Zwar soll die Seilbahn ausschließlich auf Koppler-Gemeindegebiet verlaufen und den Grünlandschutz am Gaisberg quasi umgehen, aber trotzdem würde angesichts der erhofften Passagierzahlen am Berg zusätzliche touristische Infrastruktur benötigt werden. Auch auf Stadtgebiet. Würde sich die Stadt Salzburg da so einfach über den Tisch ziehen lassen?

Am Ende bleibt die oben formulierte Erkenntnis: Das Seilbahnprojekt ist aus Sicht der privaten Investoren sinnvoll, das öffentliche Interesse an einer Bahn auf den Salzburger Hausberg ist enden wollend.

In der neuen Werkspost spricht Thomas Neuhold mit Bürgermeister a.D., Heinz Schaden über die Erschließung des Gaisbergs.

Infobox:
  • Der Gaisberg war bereits einmal mit einer Bahn erschlossen. Die Zahnradbahn führte vom Bahnhof Parsch über die Judenbergalm und die Zistelalm auf den Gipfel. Die Bahn wurde 1887 eröffnet und musste 1928 der neuen Gaisbergstraße weichen.
  • Aktuell gibt es auf dem Gaisbergplateau 55 behördlich genehmigte Parkplätze.
  • Nach Angaben der Seilbahnbetreiber fahren jährlich 350.000 Pkw auf den Gaisberg. Insgesamt sollen so pro Jahr 650.000 Menschen auf den Berg transportiert werden. Rechnet man Öffi und Rad hinzu, sollen jährlich etwa 800.000 Menschen den Gaisberg besuchen. Diese Zahlen stammen von jenem Planer, der für die Seilbahnbetreiber arbeitet.
  • Das aktuell diskutierte Seilbahnprojekt wurde von der „gug drei gmbh“ im November 2022 vorgestellt. Im Bild präsentieren Salzburgs Bürgermeister Harald Preuner, Koppls Bürgermeister Rupert Reischl, Landeshauptmannstellvertreter Stefan Schnöll, Stadt-Vizebürgermeister Florian Kreibich (alle ÖVP) und Christoph Bamberger, Sprecher der Errichtergesellschaft den Erstentwurf der neuen Seilbahn.
Foto: Leo/Neumayr, gug drei gmbh)

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