Werkspost – der politische Salzburg-Kommentar
Weniger Biobauernhöfe in Salzburg

Is(s)t die Zukunft bio?

Kein anderes Bundesland verlor 2022 so viele Biobetriebe wie Salzburg. Der Negativtrend setzt sich heuer fort. Biologische Landwirtschaft ist in Zeiten des Klimawandels und der Teuerung unverzichtbar, neue Rahmenbedingungen bremsen die Biohöfe aber aus, anstatt sie zu fördern.
Eine Werkspost von:

Flora Platzer

09. August 2023
Mit einer biologisch bewirtschafteten Fläche von fast 60 Prozent ist Salzburg die Biogegend Nummer eins in der EU. Fragt sich nur: Wie lange noch? Die Zahl der Biobäuerinnen und -bauern sinkt stetig. Im vergangenen Jahr hat sich die Zahl biozertifizierten Betriebe österreichweit um rund 700 reduziert, in Salzburg sind es über 180 weniger geworden. Neuzugänge sind dabei schon miteingerechnet. Es gab zwei große Veränderungen, die Einführung der Weidepflicht und der Beginn einer neuen Förderperiode.

Bereits vor mehr als 20 Jahren legte die EU fest, dass alle Bio-Rinder, -Schafe, -Ziegen und -Pferde Zugang zur Weide haben müssen – solange es die Umstände erlauben. Das hat die Politik hierzulande ausgenutzt und viel zu lockere Ausnahmen festgelegt. Ein asphaltierter Weg oder eine mehr als 200 Meter entfernte Weide konnten von der Weidepflicht befreien. 2017 kam es zu einem Prüfverfahren durch die EU und Österreich musste die Ausnahmen ersatzlos streichen. Seit 2022 gilt die neue EU-Bio-Verordnung. Zeitgleich wurde auf nationaler Ebene der Weideerlass eingeführt. Neue Auflagen kamen hinzu: Vieh muss exakt ab dem vierten Lebensmonat vom ersten April bis zum 31 Oktober auf die Weide. Nur Witterungsbedingungen und Bodenbeschaffenheit sind Ausnahmegründe.

Für alle, die es genauer wissen wollen:

Zwei Salzburger Bauern im Werkspost-Gespräch.

Die Weide ist ein Grundbedürfnis für Kuh und Co. Strenge Kontrollen braucht es, denn sie garantieren die hohen Bio-Standards. Aber sonderlich sinnvoll sind Regelungen, die ein Datum für alle festlegen, nicht. Die Suppe hat den Bauern die österreichische Politik eingebrockt. Wo man zuerst nachlässig war, wird jetzt überreguliert. Dass es in der EU Weidevorgaben gibt, ist nichts Neues. Man hätte die Zeit nutzen können, um selbstbestimmt eine praxisnahe Weidepflicht einzuführen, die auf regionale Gegebenheiten Rücksicht nimmt.

Falsche Signale setzen auch die Förderungen. Die Bioprämie im Österreichischen Programm für umweltgerechte Landwirtschaft, kurz ÖPUL, wäre ab 2023 gestrichen worden. Nach Protesten von Bioverbänden wurde sie stattdessen gekürzt. Dafür kamen neue Auflagen hinzu. Sprich, noch mehr Bürokratie für Bio und weniger Geld.
Bio ist die umweltschonendste Form der Landwirtschaft. Artenvielfalt und alte Sorten sorgen dafür, dass es keine synthetischen Pflanzenschutzmittel oder Kunstdünger, die mit Erdgas hergestellt werden, braucht. Futtermittel pflanzt man großteils selbst an. Darum sind Biohöfe weniger von der Teuerung betroffen.

Bio ist stabil und krisenfest. Biolebensmittel müssen noch leistbarer werden. Trotzdem sollen Bäuerinnen und Bauern gut davon leben können. Das geht nicht ohne politische Regelungen und Förderungen, auf die sich Landwirt*innen verlassen können. Es ist eine Verantwortung der Politik für zukunftsfähige, krisensichere und nachhaltige Landwirtschaft zu sorgen. Dafür braucht es jedenfalls mehr Bio. Biologische Landwirtschaft muss der Politik etwas wert sein!

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