Werkspost – der politische Salzburg-Kommentar
Nachhaltiges Bauen in Salzburg

Sonne und Beton: Eine graue Stadt will grün bauen

Salzburg ist eine der am stärksten versiegelten Städte in Österreich. Trotzdem sieht sich die Salzburger Stadtregierung als Vorreiterin in Sachen Klimaschutz und verweist auf grüne Bauvorhaben. Passt das zusammen?
Eine Werkspost von:

Konstantin Schätz

23. August 2023
Das mit den Extremwetterereignissen ist schon eine gemeine Sache. Denn das Wetter scheint so gar nicht auf die Versprechen der Politik anzuspringen. Die Sonne schreckt in Salzburg nicht davor zurück, Betonwüsten aufzuheizen. Das überrascht. Schließlich liegen im Salzburger Rathaus Pläne auf dem Tisch, der Bodenversiegelung Einhalt zu gebieten. Auch die Salzach tut so, als wüsste sie nichts von dem geplanten Ausbau eines Hochwasserschutzes. Völlig unbehelligt droht der Fluss über die Ufer zu treten, wenn die Schlechtwetterwolken über dem Bundesland hängen. Nicht einmal der Kohlenstoffdioxid löst sich in Salzburg freiwillig auf, wenn die Agenda neu gepflanzte Bäume vorsieht. Kurzum: Die Politik einer Stadt ist dem Klima egal. Leider, denn die Pläne, die in Salzburg vorliegen, sind nicht schlecht – ganz im Gegenteil. Extremwetterereignisse führen aber vor Augen, was bislang noch nicht oder noch nicht ausreichend umgesetzt wurde.

Bei der Frage, wie eine Stadt überhaupt gebaut werden muss, um auf extreme Wetterereignisse zu reagieren und das Klima nicht weiter zu schädigen, wird häufig auf die Stadt Kopenhagen verwiesen. Die dänische Hauptstadt – übrigens mit 600.000 Einwohnerinnen und Einwohnern fast vier Mal so groß wie Salzburg – will schon 2025 klimaneutral sein. Hierorts will man das erst 25 Jahre später erreichen. Die Umsetzung der Maßnahmen lässt sich in Kopenhagen bereits an allen Ecken und Wänden sehen und hat deshalb schon Auswirkungen auf das Klima und die Menschen der Stadt. Fahrradwege wurden gebaut, Parkplätze wurden abgebaut und Grünflächen wurden ausgebaut – insbesondere auf den Dächern. Anders in Salzburg. Hier werden weiter Grünflächen in Grauflächen verwandelt. Die Landeshauptstadt ist deshalb eine der am stärksten versiegelten Städte in Österreich – nur Linz toppt die Mozartstadt.

Für alle, die es genauer wissen wollen:

Alexander Petutschnigg von der FH Salzburg

im Werkspost-Gespräch.

Aus dem Büro der Bürgermeister-Stellvertreterin Barbara Unterkofler (ÖVP), die für die Raumplanung der Stadt zuständig ist, verspricht man indes Besserung. Sie verweist auf durchaus sinnvolle Projekte. So beteilige man sich an Forschungen und Projekten, um sogenannte Hitzeinseln zu lokalisieren und zu beheben. Auch ein Begrünungsleitfaden und der Gesetzesentwurf für die sogenannte Grünflächenzahl (GrünFZ) wurde erarbeitet. Er sieht vor, dass für jedes neu entstehende Bauwerk eine gewisse Grünfläche entstehen muss – auf Dächern, an Wänden oder in Parks im Umfeld. Damit wolle man der Flächenversiegelung und den Folgen des Klimawandels entgegenwirken. Aus grau soll grün werden grün und aus heiß etwas weniger heiß.

Ja, ein durchaus sinnvolles Vorhaben. Denn durch „Green Building“, also wenn Beton und Natur miteinander verwachsen, kann das die Folgen von Starkwetterereignissen in einer Stadt tatsächlich abfedern. Scheint die Sonne stark und viel, wie im Juli, dann können begrünte Fassaden die Umgebung herunterkühlen. Regnet es hingegen stark und viel, wie im August, können begrünte Dächer einen Großteil des Regens aufnehmen. Obwohl viel Green-Washing mit „Green Building“ betrieben wird – zuletzt deckte das Investigativ-Medium DOSSIER einen solchen Fall auf – sind die positiven Auswirkungen unstrittig und das Vorhaben der Stadt löblich.

Doch erst wenn aus einem grünen Versprechen eine grüne Stadt wird, kann Salzburg eine „Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz“ einnehmen. So nämlich wird im Rathaus die Rolle der Stadt bezeichnet. Blickt man nach Kopenhagen ist „Vorreiter“ ein gewagter Begriff. Sei’s drum: Für den Klimaschutz wurde bislang zu wenig getan. Und dass ein Plan nicht gleich Umsetzung bedeutet, zeigt der „Klimafahrplan 2050“ des Landes. In einem ersten Schritt wollte man den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2020 gegenüber 2005 um 30 Prozent senken. Das Ziel wurde verfehlt. Deutlich. In Sachen Abfederung von Extremwetterereignisse könnte die Stadt Salzburg aber zumindest noch eine Vorreiterrolle einnehmen. Wichtig dabei: Green Building statt Green Washing.

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