Werkspost – der politische Salzburg-Kommentar
Verkehrspolitik in Salzburg

Der S-Link ist eine Chance – theoretisch

Die Öffis unter die Erde, damit oben die SUVs freie Fahrt haben?
Oder kann die unterirdische Verlängerung der Lokalbahn dazu dienen, uns ein Stück Salzburg zurückzugeben?
Eine Werkspost von:

Thomas Neuhold

26. Juli 2023
Die Propagandaschlacht ist voll entbrannt. Und wie immer, wenn Propaganda im Spiel ist, gibt es plötzlich nur mehr Himmel oder Hölle. Für die einen ist der S-Link – also die unterirdische Verlängerung der Lokalbahn durch die Stadt Salzburg bis Hallein - das Kernstück der Mobilitätswende. Für die anderen ist es eine Mini-U-Bahn und der Anfang vom Ende der Stadtfinanzen – Vielfraß und Pleitegeier in Personalunion.

Beides ist maßlos übertrieben. Wir wissen aus der Mobilitätsforschung, dass schienengebundene Öffis - Zug, S-Bahn, U-Bahn, Tramway - das Rückgrat eines funktionierenden öffentlichen Personen-Nahverkehrs bilden können. Darüber hinaus braucht es aber feinste Verästelungen von Bussen, Rufbussen, Radwegen und Fußwegen. Der S-Link allein bringt noch nicht die Verkehrswende.

Umgekehrt wird der S-Link die Stadt auch nicht in die totale Pleite führen, wie uns die SPÖ-Kampagne glauben machen will. Zumindest für die erste Etappe vom Bahnhof zum Mirabellplatz steht die Finanzierung. Bei anderen Themen war die SPÖ übrigens weniger alarmistisch. Der Umbau des Festpielbezirkes um vorerst einmal über 300 Millionen Euro hat die SPÖ kaum erregt. Aber da waren die Gemeinderatswahlen 2024 noch weit weg.

Übertroffen wird das Wahlkampfgedöns der Sozialdemokratie nur mehr von den politischen Hütchenspielern der ÖVP: Weil man ein Nein in der Stadt bei einer Befragung und/oder Abstimmung in Sachen S-Link fürchtet, will man das ganze Bundesland abstimmen lassen. Dieser Trick hat bei der Olympiabewerbung für 2014 schon einmal funktioniert. Und weil der Schmäh damals reingegangen ist, machen wir ihn eben gleich noch einmal? Um es mit Dichterfürst Goethe zu sagen: Man merkt die Absicht und ist verstimmt. All das ist einer ernsthaften Debatte um den S-Link wenig dienlich.

Für alle, die es genauer wissen wollen:

Baustadträtin Anna Schiester (Bürgerliste) im Werkspost-Gespräch.

Eine der Kernfragen rund um das Projekt lautet beispielsweise: Wie hältst Du es mit der Oberfläche? Das ist quasi die Metaebene: Die Öffis unter die Erde, damit oben die SUVs freie Fahrt haben? Ihr da oben, wir da unten?

Selbst wenn der S-Link vorerst nur bis zum Mirabellplatz gebaut wird, also die Lokalbahn-Endstation ins Stadtzentrum rückt: Dies böte die Möglichkeit Teile der Elisabeth-Vorstadt und Teile des Andräviertels völlig neu zu gestalten. Was wäre nicht alles an neuem Lebensraum, neuer Lebensqualität möglich, könnte man das Bahnhofsviertel, die Rainerstraße, die Franz-Josef-Straße, die Paris-Lodron-Straße, den Mirabell- und den Makartplatz vom Durchzugsverkehr befreien. Wir Einheimische hätten einen Teil unserer Stadt zurück, den Gästen böte Salzburg ein herzeigbares Entree.


Zumindest theoretisch, denn vorerst sieht es ganz und gar nicht danach aus: Im Amtsbericht aus dem Ressort von Vizebürgermeisterin Barbara Unterkofler (ÖVP) zur Oberflächengestaltung wird ganz unverbrämt an „einer ausreichenden Leistungsfähigkeit des erforderlichen Kfz-Verkehrs“ festgehalten. Alles soll beim Alten bleiben. Dann allerdings, dann kann man sich den S-Link auch sparen.

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