Werkspost – der politische Salzburg-Kommentar
Kommunalwahlen 2024

Harald Preuner ist eine

historische Ausnahme

Wie wird die Bürgermeisterwahl 2024 ausgehen? Wir wissen es nicht. Rückblickend kann man aber sagen: In der Landeshauptstadt ist ein schwarzer Bürgermeister eine politische Anomalie.
Eine Werkspost von:

Thomas Neuhold

20. September 2023
Wenn die Stadt-Salzburger und Salzburgerinnen im März kommenden Jahres zu den Urnen gerufen werden, können sie gleich zwei Mal wählen: Einmal die Zusammensetzung des 40 Köpfe zählenden Gemeinderates und einmal einen neuen Bürgermeister oder eine neue Bürgermeisterin. Die Prognosen sind unsicher. Niemand weiß, ob die KPÖ ihren Sensationserfolg der Landtagswahl 2023 wiederholen kann.

Auch für die Wahl des Stadtoberhauptes gibt es keine validen Umfragedaten. Als sicher gilt nur, dass zumindest sechs Kandidaten und Kandidatinnen antreten werden und somit höchstwahrscheinlich niemand schon im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent der gültig abgegebenen Stimmen erhalten wird. Es kommt also zu einer Stichwahl. Hier gelten folgende Paarungen als wahrscheinlich: Florian Kreibich (ÖVP) versus Kay-Michael Dankl (KPÖ) oder Kreibich versus Bernhard Auinger (SPÖ) oder gar Dankl versus Auinger. Dass die Bürgerliste, die FPÖ oder Neos in der Stichwahl mitmischen, ist eher nicht anzunehmen. Alle weiteren Vorhersagen sind derzeit bestenfalls Glaskugel oder Kaffeesud.

Für alle, die es genauer wissen wollen:

Roman Hinterseer im Werkspost-Gespräch.

Nur drei schwarze Bürgermeister

Blicken wir also einmal in die andere Richtung, in die Vergangenheit. Und da stellt man mit gewissem Erstaunen fest: Das bürgerlich-kleinstädtische Salzburg wird seit 1945 mehrheitlich sozialdemokratisch verwaltet. Von den zehn Salzburger Bürgermeistern seit 1945 wurden nur drei von der ÖVP gestellt; alle drei waren Produkt einer politischen Ausnahmesituation:

Das ist einmal Richard Hildmann (Bürgermeister 1945/46). Er war schon christlich-sozialer/austrofaschistischer Bürgermeister vor 1938. Er wurde nicht gewählt, sondern von den US-Behörden nach der Befreiung 1945 eingesetzt. Der erste gewählte Bürgermeister war dann 1946 mit Anton Neumayr schon ein Sozialdemokrat.

Dann gab es noch Josef Dechant (1992/99). Die ÖVP erreichte 1992 zwar nur elf Mandate, Dechant wurde aber nach der Spaltung der Stadt-SPÖ mit Hilfe von vier abtrünnigen Ex-SPÖ-Gemeinderäten vom Gemeinderat zum Bürgermeister gewählt. Dechants Wahl 1992 entsprach nicht wirklich dem Wahlergebnis und wohl auch nicht seiner eigenen Lebensplanung. Pepi Dechant ist in dem Amt nie angekommen und wurde schließlich auf Betreiben des damaligen ÖVP-Landesparteichefs Franz Schausberger vor den Wahlen 1999 auch abserviert. In Folge gewann Heinz Schaden (SPÖ) die erste Direktwahl.
Schließlich Harald Preuner (seit 2017). Nachdem Heinz Schaden nach seiner Verurteilung im Zuge des sogenannten „Spekulationsskandales“ zurückgetreten war, wurde Preuner im September 2017 interimistisch Bürgermeister. Bei der Direktwahl im Dezember 2017 konnte er dann mit rund 300 Stimmen Vorsprung gegen Bernhard Auinger reüssieren. Im März 2019 wurde er schließlich bei den regulären Wahlen im Amt deutlich bestätigt.

Preuner ist also mit seinem Wahlsieg von 2019 tatsächlich eine Ausnahme. Er ist bisher der einzige Bürgermeister, den die ÖVP ohne Zutun Dritter und quasi aus eigener Kraft in der Landeshauptstadt Salzburg stellen konnte. Sein Rückzug aus der aktiven Politik mischt die kommunalpolitischen Karten in der Stadt Salzburg völlig neu.

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