Werkspost – der politische Salzburg-Kommentar
Bodenverbrauch in Salzburg

Wer stoppt den Flächenfraß?

Eine Werkspost von:

Georg Wimmer

18. Oktober 2023
Gleich zwei gute Nachrichten vorweg: Salzburg liegt im Bundesländer-Vergleich in Sachen Flächenverbrauch auf den hinteren Plätzen. Vor allem Oberösterreich und Niederösterreich gehen noch verschwenderischer mit ihren Böden um. Und das heuer in Kraft getretene neue Salzburger Raumordnungsgesetz sieht eine wirksame Waffe gegen Bodenspekulation vor. Wenn jemand sein Bauland nicht innerhalb von zehn Jahren nutzt, wird die Fläche in Grünland rückgewidmet. Ein solches Instrument haben Kritiker:innen über viele Jahre gefordert, als Maßnahme zur Regulierung der Raumordnung und des Flächenverbrauchs, zur Verhinderung von Zersiedelung und Versiegelung.

Jetzt die weniger gute Nachricht: Die drohende Rückwidmung betrifft nur jene Flächen, die neu ausgewiesen werden, während mit rund 900 Hektar an bereits vorhandenem Bauland in Salzburg fröhlich weiter spekuliert werden darf. Selbst wenn die Zinsen seit einiger Zeit hoch sind, versprechen Grund und Boden weiterhin prächtige Renditen. Je weniger Flächen auf den Markt kommen, desto mehr ist pro Quadratmeter zu erzielen. Also werden sich Grundbesitzer:innen zurücklehnen und den Preisen beim Steigen zuschauen. Die 900 Hektar Baulandreserven entsprechen übrigens rund 1.000 Fußballfeldern. Wohnbauunternehmen würden jubeln, sollte auch nur ein Teil davon auf den Markt kommen.

Wie groß die ungenutzten Baulandreserven in Salzburg sind, verdeutlicht ein weiterer Vergleich. Derzeit werden in Salzburg pro Jahr rund 50 Hektar neues Bauland ausgewiesen, wobei etwas mehr verbaut wird. Würde man also an die brachliegenden Reserven herankommen, müsste man theoretisch 18 Jahre lang keine neuen Widmungen mehr vornehmen, da ausreichend Flächen für Wohnbau und wirtschaftliche Entwicklung vorhanden wären.

Für alle, die es genauer wissen wollen:

Karin Dollinger (SPÖ) im Werkspost-Gespräch.

Allerdings sind solche Gedankenspiele fraglos etwas einfach gestrickt, da die Ausgangslagen in den Tälern im Innergebirg und im Flachgau, in der Stadt Salzburg und in deren Speckgürtel-Gemeinden zu unterschiedlich und schwer vergleichbar sind. Allein was den Wohnbau betrifft. Dieser breitet sich im Pongau und Pinzgau die Hänge hinauf aus und drängt sich gefährlich an Bäche und Gräben heran, was bei Gewittern katastrophale Konsequenzen haben kann. Das Einfamilienhaus mit Garten ist in den Landgemeinden nach wie vor die bevorzugte Bauform und oft der Grund, nicht wegzuziehen. Eine verdichtete Bauweise oder Mehrfamilienhäuser sind auf dem Land hingegen schlecht angesehen, obwohl sie dazu beitragen könnten, begrenzte Bodenreserven sinnvoll zu nutzen.

Derzeit benötigt man in den Umlandgemeinden der Landeshauptstadt statistisch gesehen 83 Quadratmeter versiegelte Fläche, um einem Einwohner Wohnraum zu bieten, während es in der Stadt Salzburg nur halb so viel sind, nämlich exakt 39 Quadratmeter. Daraus folgt: Wenn die Stadt ihre Wohnprobleme nicht löst, steigt die Belastung in den Umlandgemeinden und führt zu einem höheren Flächenverbrauch.

Langfristig werden Bodenpolitik und Flächenschutz um staatliche Eingriffe ins Eigentum nicht herumkommen. Es geht um ein begrenztes Gut, das im Interesse aller sinnvoll genutzt werden muss und auch nutzbar sein sollte. Dennoch haben Grundbesitzer:innen wenig Anreiz, ihre Flächen auf den Markt zu bringen, da sie derzeit je nach Lage zwischen € 900 und € 1.400 pro Jahr für 1.000 Quadratmeter zahlen, quasi als Leerstandsabgabe, die später leicht auf den Verkaufspreis aufgeschlagen werden kann.

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