Werkspost – der politische Salzburg-Kommentar
Salzburger Verkehrspolitik

Der Gaisberg ist ein Symbol für das automobile Diktat.

Tag für Tag, Woche für Woche wird der Salzburger Gaisberg von Autos geradezu überschwemmt. Das Chaos am Salzburger Hausberg lässt sich rasch eindämmen. Die Autoparteien blockieren aber jeden Ansatz zur Verkehrsberuhigung.
Eine Werkspost von:

Thomas Neuhold

15. November 2023
Vollgeparkte Wiesen, überfüllte Parkplätze, Kfz-Kolonnen berg- und talwärts: das Chaos am Salzburger Hausberg schafft es regelmäßig in die Lokalmedien. Dabei sind es immer nur die Extrem-Ereignisse, die an die Öffentlichkeit gelangen. Auch an „normalen“ Tagen ist auf der Gaisbergstraße die motorisierte Hölle los. Tag für Tag wird eines der wichtigsten Naherholungsgebiete der Landeshauptstadt mit Autos richtiggehend geflutet.

Die Maßnahmen – so diese den Namen überhaupt verdienen – sind halbherzig und weitgehend wirkungslos. Fallweise gibt es eine Taktverdichtung für den Gaisbergbus; hin und wieder gibt es sogar Sperren - die werden freilich nur lax kontrolliert, ergo auch nicht eingehalten, beziehungsweise scheitern diese am Amtsweg an schlampig kommunizierten Verordnungen.

Wer nun einwendet, die Stadt Salzburg habe wahrlich größere Verkehrsprobleme als den Gaisberg, hat natürlich recht. Trotzdem steht der Gaisberg pars pro toto für das automobile Diktat in der Stadt Salzburg. 80 oder mehr Prozent aller Autofahrten auf den Berg sind reine Vergnügungsfahrten, sind nicht notwendig. Eine Verkehrsberuhigung mit den üblichen Ausnahmen von Einsatzfahrzeugen bis zum Lieferverkehr würde also keinerlei Einschränkung bedeuten, vorausgesetzt die Kapazitäten des Gaisbergbusses werden erhöht und der Takt deutlich verdichtet. Pendler, Berufswege oder andere Argumente, die anderenorts gegen verkehrsberuhigende Maßnahmen ins Treffen geführt werden, fallen am Gaisberg völlig weg. Auch das Kostenargument ist keines. Ein dichterer Bustakt wäre angesichts der übervollen Stadtkasse leicht finanzierbar, und für die paar Verkehrszeichen und/oder Ampelanlagen wäre wohl auch noch genug Geld in der Portokassa.

Für alle, die es genauer wissen wollen:

Elke Stolhofer im Werkspost-Gespräch.

Es geht allein ums Wollen, denn Stadt und Land Salzburg könnten eine Verkehrsberuhigung am Gaisberg rasch und ohne viel Tamtam umsetzen. Allein, es fehlt der politische Wille: die Autoparteien – ÖVP, FPÖ und SPÖ – unternehmen in unterschiedlichsten Konstellationen seit Jahrzehnten alles, um Verkehrsberuhigungen zu blockieren oder zu verzögern. Die heilige Kuh, das Automobil darf nicht angetastet werden. Die Palette reicht von „großen“ Themen wie dem Rot-Kreuz-Parkplatz oder dem Neutor bis zu kleinen Seitenstraßen in der Stadt, wo verzweifelte Anrainer und Anrainerinnen seit Jahrzehnten vergeblich gegen den Schleich- und Ausweichverkehr ankämpfen und immer wieder an den Autoparteien scheitern.

So gesehen, ist der Gaisberg wirklich ein gutes Beispiel für die Salzburger Verkehrsmisere. Diese ist politisch gewollt. Den vereinzelt im Gemeinderatswahlkampf auftauchenden salbungsvollen Worten, dass man beispielsweise über eine Verkehrsberuhigung beim Neutor nachdenken wolle, darf misstraut werden: Man sieht es am Beispiel der Planungen für den S-Link: Die ressortzuständige ÖVP ist genauso wenig bereit, den Pkw- und Lkw-Verkehr an der Oberfläche substanziell einzuschränken, wie sie bereit ist, die Blechlawine in den Naturraum Gaisberg zu reduzieren.

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